Dienstag, 9. Juni 2009

Profit vor Gesundheit

Die nun neue vorliegende Lektüre, Fütter fürs Volk: Was die Lebensmittelinsdustrie uns auftischt1, legt schon von Anfang an gut los und überschwemmt den Leser mit kaum zu glaubenden Fakten. Da zu der Zeit, in der das Buch entstand, die BSE-Erkrankung (Bovine spongiforme Enzephalopathie) noch in aller Munde war, ist dies natürlich auch ein großes Thema, was ausführlich in einem großen Kapitel behandelt wird. Besonders erschreckend ist mir der zitierte Fall Margrit Herbst aufgefallen, der sofort Nachforschungen erhielt die auch gleich Früchte trugen. Als Veterinärmedizinerin in Bad Bramstedt im Kreis Segeberg, Schlesweig-Holstein, war sie für die Kontrolle der Schlachthöfe verantwortlich. Sie kritisierte den Umgang mit Fleisch aus BSE-Verdachtsfällen und verweigerte Fleisch aus solchen Verdachtsfällen die Tauglichkeit für den menschlichen Verzehr. Laut Wikipedia-Artikel sorgte das Landsratsamt dafür, dass auch dieses Fleisch trotzdem in den Handel kam2 und beruft sich auf ein Berliner-Wissenschafts-Verlag erschienenes Buch mit dem Titel Whistleblowing in Zeiten von BSE3. Sie setzte sich mit einer weiteren Tierärztin öffentlich gegen diese Vorgehensweise ein und bewirkte eine Suspendierung des Leiters des Fleischhygieneamtes; Wohl bemerkt eine vorläufige Suspendierung. Sie selbst dagegen erhielt die Kündigung die im darauffolgenden Rechtsstreit auch als rechtskräftig bestätigt wurde. Eine Google-Suche findet auch längst vergessene (Zeitungs-) Artikel über diese Katastrophe und sollte von jedem Interessierten durchgeführt werden4.

Auch das lässt erneut zweifeln über diese von Lobbies beherrschte Gesellschaft. Was hat eigentlich das Wohl der Menschen noch für eine Bedeutung? Das Wohl der Menschen ist ein Mehraufwand geworden, der, solange sich Gefahren verschleiern lassen, bei weitem günstiger und somit profitabler ist wenn man ihn nicht ausführen muss, als wenn man eventuelle Vorsorgemaßnahmen oder Schutzmaßnahmen treffen müsste. Und auch die Politik drückt ordentlich mit, wie im Fall Margrit Herbst klar geworden sein sollte. Denn zu diesem Zeitpunkt war es für die Regierung Deutschlands äußerst wichtig, dass Deutschland, trotz des Verdachts der Europäischen Union, ein BSE-freies Land sei1. In was für einer verkehrten Welt leben wir, in der Interessen der Lebensmittelindustrie, vertreten von den Lobbyisten die quasi unser System infiltrieren, wichtiger sind als die Gesundheit der gesamten Bevölkerung?

1 Volkes Angres, Claus-Peter Hutter, Lutz Ribbe: Futter fürs Volk: Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt, erschienen im Doemer/Knaur Verlag (2001) hier vorliegend eine Lizenzausgabe im Kopp Verlag, ISBN 978-3-938516-38-6
2 Artikel über Margrit Herbst bei de.wikipedia.org, Wikipedia: Die freie Enzyklopädie
3 Dieter Deisenroth: Whistleblowing in Zeiten von BSE, erschienen im Berliner-Wissenschafts-Verlag (2001), 978-3-83050-258-6
4 Google-Suche: "Margrit Herbst" BSE

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